Promovieren braucht Pausen: Fünf Glaubenssätze, damit du dir mit gutem Gewissen frei nehmen kannst

Ein Gastbeitrag von Sabrina Schlachter

Du möchtest an der Dissertation arbeiten, aber dein innerer Schweinehund lässt dich nicht oder du bist einfach viel zu müde. Du denkst dir: „Ok, dann nehme ich mir heute mal frei und entspanne“. Aber statt dich wirklich auszuruhen, plagt dich die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen, dass du eigentlich arbeiten müsstest.

Kennst du das?

Also ich nicht, aber gaaaaanz viele andere schon.

Vielleicht fragst du dich jetzt, wie ich es hinkriege, mir immer mit gutem Gewissen freizunehmen?

Ich verrate es dir!

Die Basis dafür ist meine innere Haltung. Im Laufe der Zeit habe ich aufgrund von verschiedenen Erfahrungen (Burnout von Familienmitgliedern, eigene Überlastungszustände etc.) fünf Glaubenssätze verinnerlicht, die dir vielleicht auch helfen, dir ab jetzt ausreichend Auszeiten zu nehmen.

Das sind sie:

1. Pausen sind wichtig, um produktiv an der Promotion arbeiten zu können

Oft scheint es so, als seien Pausen vertane Zeit. Denn wenn ich eine Pause mache, arbeite ich gerade nicht aktiv an meiner Diss oder woran auch immer ich arbeiten müsste. Diese erstmal logisch klingende Gleichung ist aber Unsinn. Wenn ich ehrlich bin, dann ist das, was ich zustande bringe, wenn ich pausenlos arbeite, nicht besonders gut. Mache ich aber stattdessen rechtzeitig und ausreichend Pausen, dann ist die Qualität meiner Arbeit gleich viel höher. Die Pausen lohnen sich also. Sie sind eine Investition in ein produktives Arbeiten und dienen der Qualitätssicherung.

Außerdem ist es bei mir so, dass die Ladegeschwindigkeit bei komplett entladenem Akku deutlich niedriger ist, als wenn ich bei 50% schon mal nachlade. Also sind Pausen für mich effektiver, wenn ich sie eher einlege. Daher lieber öfter mal eine kleine Pause, einen Nachmittag frei oder Ähnliches, als einmal im Jahr zwei Wochen Urlaub und sonst nur Arbeit!

Wenn du also das nächste Mal eine Pause machst, dann kannst du dir guten Gewissens sagen: „Ich tue gerade voll was für meine Diss, denn ich erhole mich, um später wieder produktiv sein zu können!“

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2. Ich habe mir die Pausen verdient

Wie ist das, wenn ich drei Stunden an meiner Diss saß und doch nur einen Satz geschrieben habe? Habe ich mir dann überhaupt eine Pause verdient? Ja! Die Antwort ist ganz definitiv: Ja!

Ich weiß, dass ich mein Bestes gebe, wenn ich an meiner Diss sitze. Also habe ich mir auch die Pause verdient.

Was, wenn ich nun aber nicht mein Bestes gegeben habe?

Zum einen stellt sich da die Frage: Ist es vielleicht gerade dann an der Zeit, eine Pause zu machen und zu reflektieren, woran es lag? Vielleicht müssen erst andere Baustellen bearbeitet werden, damit ich den Kopf frei habe, oder vielleicht muss ich auch etwas an meiner Strategie ändern. Das lässt sich aber nicht herausfinden, wenn ich einfach weitermache, sondern nur, wenn ich mal innehalte und zur Ruhe komme.

Zum anderen – und das habe ich neulich von einer anderen Doktorandin (Aylin) gelernt– ein:e gute:r Chef:in schätzt die Mitarbeiter:innen auch dann wert, wenn sie nicht 100% Leistung gebracht haben. Also können wir unsere Führungskompetenzen trainieren, indem wir für uns selbst gute Chef:innen sind und wertschätzen, dass wir überhaupt versucht haben, etwas zu schaffen.

Wenn du also das nächste Mal eine Pause machst, dann kannst du dir guten Gewissens sagen: „Ich habe mir diese Pause verdient!“

3. Das Leben ist zu kurz, um auf Pausen zu verzichten

Ich finde, dass Leben ist zu kurz, um sich drei bis sechs Jahre – oder wie lange es auch dauern mag – vor der Welt zu verstecken und die Dissertation wie wild runter zu schreiben. Also lege ich Pausen ein, mache Feierabend oder nehme mir Urlaub, um das Leben zu genießen und etwas zu tun, dass mir jetzt gerade guttut oder meinem Leben Sinn gibt und nicht erst in einigen Jahren Früchte trägt.

Wenn du also das nächste Mal eine Pause machst, dann kannst du dir guten Gewissens sagen: „Auch während meiner Promotion darf ich das Leben genießen!“

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4. Pause ist nicht gleich Pause

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Pausen zu gestalten. Ich merke, dass ich mich nicht wirklich erhole, wenn ich abends müde vor dem PC sitze und ein YouTube-Video nach dem anderen gucke.

Es ist also wichtig, zu schauen, wie ich meine Pausen verbringe. In Bezug auf kurze Pausen zwischen Arbeitsphasen sind die Tipps super, die Anna in ihrem Blogartikel zur Pomodoro Methode gibt:

„Denn alles, was das Gehirn anderweitig beansprucht, ist nicht als Pausenaktivität für die 5 und die 15-30 Minuten Pausen geeignet. Also, byebye: E-Mails, Social Media, WhatsApp, Youtube, Gespräche. Die Pausen sollten wirklich Leerlauf für den Kopf sein. Nutze die Zeit, um dich zu entspannen: Bewege dich, stretche dich, koche dir einen Tee oder Kaffee, lüfte dein Zimmer, schaue aus dem Fenster, jongliere eine Runde.“

Für längere Pausen oder freie Tage ist es gut, eine Liste zu haben auf der die Dinge stehen, die einem guttun. Wenn ich erschöpft bin, bin ich nämlich meist auch zu erschöpft, und mich daran zu erinnern, was mir eigentlich hilft, wieder aufzuladen. Da unterstützt mich dann die Liste und ich kann mir etwas Schönes aussuchen. Bei mir ist das zum Beispiel: Spazieren gehen, mit Freund:innen telefonieren, lesen und basteln.

Wie ist das bei dir? Was tut dir gut? Was hilft dir abzuschalten? Was ist für dich ein guter Ausgleich zur Promotion?

Wenn du also das nächste Mal eine Pause machst, dann kannst du dir guten Gewissens sagen: „Ich mache jetzt etwas, das mir guttut!“

5. Pausen fallen nicht vom Himmel

Pausen sind wichtig. Aber Pausen fallen meist nicht vom Himmel – sofern nicht gerade ein Termin ausfällt. Das heißt, ich plane meine Pausen. Meine Mittagspause und mein Feierabend stehen als „private Termine“ in meinem Arbeitskalender, sodass ich da keine Zeit habe für Meetings. Auch freie Tage trage ich mir in den Kalender und bestenfalls überlege ich mir auch schon, was ich an diesen Tagen machen möchte. Vorfreude ist nun mal einfach schön 😊

Das sind jetzt die kleineren Strukturen, durch die ich mir Pausen einplane. Dann gibt es da aber noch die größeren Strukturen:

Ich habe mir vor dem Beginn meiner Diss überlegt, unter welchen Bedingungen ich sie überhaupt schreiben kann. Für mich ist es wichtig, dass ich keinen Druck von außen habe, fertig werden zu müssen. Anderen Menschen hilft so ein Druck, mich bremst der ungemein. Also schreibe ich jetzt unabhängig von meiner Erwerbsarbeit und kann in meinem Tempo arbeiten. Wäre das nicht möglich gewesen, würde ich keine Dissertation schreiben, weil für mich klar war, dass ich das anders nicht schaffen kann und nicht möchte.

Wo kannst du Pausen in deine Strukturen und Routinen integrieren?

Wenn du also das nächste Mal eine Pause machst, dann kannst du dir guten Gewissens sagen: „Diese Pause war eingeplant und die mache ich jetzt auch!“

Pausen & Promotion – das wichtigste auf einen Blick

Also nochmal zusammengefasst:

  • Pausen sind wichtig, um produktiv sein zu können
  • Regelmäßige und frühzeitige Pausen sind effektiver als nur seltene Pausen
  • Wir haben uns die Pausen verdient
  • Sei deine eigene gute:r Chef:in
  • Auch während der Promotion dürfen wir das Leben genießen
  • Schaue, dass du deine Pausen sinnvoll gestaltest
  • Plane dir Pausen ein

Kommentiere gerne, wenn du noch einen weiteren hilfreichen Tipp hast oder einen positiven Glaubenssatz zum Thema Pausen beim Promovieren!

***

Wenn du die neuen Glaubenssätze ausprobierst, aber immer noch Schwierigkeiten hast, ausreichend Pausen zu machen und dich zu entspannen, schau dir gern mal mein Coaching-Angebot „Find Your Flow“ an. Da identifizieren wir innere Blockaden und alte Glaubenssätze, lösen sie auf und ich helfe dir, dir eine gesunde Routine im Promotionsalltag anzugewöhnen. Sich dabei Unterstützung zu holen ist manchmal notwendig, weil unsere alten Gewohnheiten und Denkweisen oft sehr, sehr tief sitzen.

Sabrina Schlachter ist Erziehungs- und Bildungswissenschaftlerin und forscht zu digitalen Medien in verschiedenen Bildungskontexten. Seit 2018 schreibt sie an ihrer Dissertation und hat dabei besonders viel Freude an den qualitativen Forschungsmethoden. Außerdem ist sie ein Struktur- und Planungsmensch und kann sich super selbst organisieren und motivieren

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