15 Tipps zur Jahresplanung deiner Doktorarbeit (Anleitung)

Ich liebe ja den Jahreswechsel. Du auch? Klischee oder nicht, für mich fühlt er sich immer nach der Möglichkeit an, einen Neustart mit all den Dingen machen zu können, mit denen ich im „alten Jahr“ nicht so zufrieden war oder von denen ich einfach gemerkt habe, dass ich sie anpassen möchte. Und er ist ein guter Anlass, auf das zurückzublicken, was ich bisher erreicht habe, und mir zu überlegen, welche Ziele ich im nächsten Jahr erreichen möchte. Die Zäsur, für die der Jahreswechsel steht, unterstützt uns psychologisch beim mentalen Aufräumen und Neuausrichten und gibt uns dafür einen extra Energieschub.

Warum den Jahreswechsel für dieses Jahr also nicht deine Promotion nutzen? Eine gute Jahresplanung gibt dir im kommenden Jahr Struktur, Klarheit und Fokus, um produktiv und zielgerichtet an deiner Dissertation zu arbeiten und andere Lebensbereiche dabei im Blick zu behalten. Hast du Lust?! In diesem Artikel habe ich dir ein paar nützliche Tipps für deine Jahresplanung zusammengestellt.

Mindestens genauso wichtig wie die klassische Jahresplanung mit Meilensteinen, um die es hier geht, ist die (Neu-)Ausrichtung deines Mindsets und Programmierung des Unterbewusstseins für produktives Arbeiten und zufriedenes Leben im neuen Jahr.

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1. Die Vorteile eines Jahresplans für die Dissertation

Der wichtigste Vorteil eines ausformulierten Plans liegt auf der Hand und ist durch wissenschaftliche Studien belegt: Wenn du dir einen konkreten Plan für das Erreichen eines Ziels überlegst und aufschreibst, ist es wahrscheinlicher, dass du dieses Ziel auch erreichst, als wenn du keinen Plan hast. Klingt banal? Vielleicht – aber schau mal zurück und analysiere die Situationen, in denen du ein Ziel nicht erreicht hast – sehr wahrscheinlich lag das (mit) daran, dass es keinen Plan gab oder dieser zu unkonkret war.

Weitere Vorteile eines Jahresplans:

  • Struktur: Dein Jahr ist dank der Planung schon vorstrukturiert, was dir Orientierung und Sicherheit gibt
  • Energie-Effizienz: Da du viele wichtige Entscheidungen zu Jahresanfang triffst, sparst du dir das Jahr über Energie für Entscheidungen, die du in deine Arbeit stecken kannst
  • Balance: Da du bei der Planung nicht nur die Arbeit, sondern auch dein sonstiges Leben berücksichtigst, stellst du sicher, dass du ausreichend Ausgleich hast
  • Orientierung: Dank eines Jahresplans und dessen Monitoring das Jahr über weißt du immer genau, wo du mit deiner Promotion stehst, und kannst die Konsequenzen von Verzögerungen oder Veränderungen schnell abschätzen

2. Grundlagen der Jahresplanung deiner Promotion

Bei der Planung – egal ob Jahres-, Monats- oder Tagesplanung – gibt es zwei grundsätzliche Regeln:

  1. Plane erst Top-Down, dann Bottom-up – und tariere dann beides immer wieder aus
  2. Integriere alle Lebensbereiche in deine Planung

Was heißt das konkret für deine Jahresplanung?

Erst „Top-Down“ zu planen meint, dass du die Jahresplanung auf Basis deines Gesamtprojektplans machst, den du hoffentlich nicht nur irgendwo rumliegen, sondern immer wieder aktualisiert hast, wenn es nötig war. Denn dein Projektplan gibt dir den zeitlichen Rahmen vor, innerhalb dessen die Jahresplanung sinnvoll und notwendig ist.

Auch „Bottom-up“ zu planen bedeutet, dass du im Verlauf des Jahres regelmäßig kontrollierst, wie du im Zeitplan liegst und, wo notwendig, immer wieder deinen Jahresplan und gegebenenfalls auch den Gesamtprojektplan anpasst.

Beides muss miteinander austariert werden, da du für deine Doktorarbeit ja nicht ewig Zeit hast (dazu unten mehr)

Ganz wichtig: Diese Anpassungen bei einem großen, komplexen Projekt wie der Promotion sind ganz normal! Deshalb geht der aktuelle Trend im Projektmanagement generell auch zu „agilen“ Ansätzen und Methoden Das bedeutet, im Rahmen einer groben Gesamtplanung wird in kurzen Abständen mit einem zeitlich vorgegebenen Rahmen von Kontrollterminen immer wieder geplant, ausgeführt, überprüft und angepasst. Vielleicht hast du Lust, dich zu dem Thema etwas einzulesen und Teile davon für die Planung deiner Doktorarbeit zu adaptieren – der Artikel zum Projektmanagement-Framework „Scrum“ auf Wikipedia ist z. B. ein guter Einstieg.

Alle Lebensbereiche in deine Planung zu integrieren ist wichtig, damit du von vornherein einen realistischen Zeitplan erstellst. Denn leider vergessen wir im Eifer der ambitionierten Projektplanung oft, dass es doch noch ein, zwei Lebensbereiche außerhalb der Promotion gibt, um die wir uns kümmern sollten, wichtige Lebensereignisse stattfinden und wir Zeit für Alltagsaufgaben und Ausgleich brauchen.

Tatsächlich empfehle ich dir sogar, als erstes zu schauen, welches Zeitbudget du für die Termine (Geburtstage, Urlaube, Vorsorge…) Lebensbereiche (Berufstätigkeit, Partnerschaft, Freundschaften, Gesundheit…) und wichtigen Aufgaben (Haushalt…) außerhalb der Promotion benötigst, bevor du deinen Jahresplan für die Dissertation machst. Denn in den anderen Lebensbereichen gut für dich zu sorgen ist die Basis dafür, dass du produktiv an deiner Promotion arbeiten kannst.

3. Welche verschiedenen Planungsbereiche gibt es?

Für deine Jahresplanung ist es also sinnvoll, dir zunächst zu überlegen, welche unterschiedlichen Planungsbereiche du hast. Hier ein paar Beispiele:

  • Promotion (natürlich!)
  • Arbeit
  • Partnerschaft/Familie
  • Freundschaften
  • Gesundheit
  • „Sinn“ (z. B. Hobbies, Spiritualität)
  • Haushalt

Im Coaching gibt es das „Lebensrad“-Konzept, auf dem du die für dich wichtigsten Lebensbereiche eintragen kannst. Ich habe dir hier mal ein Beispiel eingefügt, vielleicht möchtest du dein eigenes Lebensrad erstellen?


Du kannst das Lebensrad auch auf acht Felder erweitern und die Kategorien relativ frei wählen, aber vielleicht möchtest du dich dabei an einem ziemlich bekannten Modell des Sozial- und Entwicklungspsychologen Hilarion Petzold orientieren [1]. Er geht davon aus, dass unsere Identität auf „5 Säulen“ ruht: Körper/Gesundheit, Partnerschaft & Soziales, Beruf und Leistung, materieller Sicherheit sowie Werten und Sinn. Für ein stabiles und zufriedenes Leben ist es nach Petzold notwendig, in all diesen Lebensbereichen gut für sich zu sorgen:

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4. Was ist dir wichtig in den Lebensbereichen außerhalb der Promotion und wieviel Zeit setzt du dafür ein?

Ich weiß, ich weiß, du bist eigentlich hier wegen der Jahresplanung für deine Dissertation! Aber mein Coaching-Motto ist nicht umsonst „Deine Promotion. Dein Leben!“ Ich bin davon überzeugt, dass du produktiver und zufriedener promovierst, wenn du während der Promotion ganzheitlich für dich sorgst.

Ich habe das leider nicht gemacht und mir ist das ganz schön auf die Füße gefallen – ich hatte mehrfach mehrere Wochen, einmal sogar mehrere Monate am Stück, in denen ich gar nicht an der Diss arbeiten konnte, weil ich mich in der Zeit davor nur auf die Promotion fokussiert hatte und die Bereiche Partnerschaft, Freundschaft und Gesundheit komplett ignoriert hatte.

Mein Tipp daher: Überlege dir, was dir in den Lebensbereichen außer der Promotion im kommenden Jahr wichtig ist. Zwei Beispiele:

  • Welches Ziel hast du beispielsweise im Bereich Gesundheit, welche konkreten Gewohnheiten gehen damit einher, die du monatlich, wöchentlich oder täglich einplanen willst, und welches Zeitbudget setzt du dir dafür? Willst du beispielsweise jeden Tag die empfohlenen 10.000 Schritte gehen, und wie lange dauert das?
  • Was bedeutet es für dich, den Lebensbereich „Freundschaft“ so zu gestalten, dass du dich verbunden und unterstützt fühlst, und wieviel Zeit möchtest du investieren, mit Freund:innen zu sprechen oder sie zu treffen?

Es geht bei diesen Kalkulationen nicht um Perfektion, es ist klar, dass sich Dinge in manchen Lebensbereiche nicht 100% am Reißbrett planen lassen, vor allem, wenn andere Menschen involviert sind. Aber darum geht es auch gar nicht. Es geht vielmehr darum, dass du durch diese Überlegungen

1.) ein Bewusstsein für die Komplexität deines Lebens entwickelst,

2.) Verantwortung für die aktive Gestaltung dieser Lebensbereiche übernimmst und

3.) Als Resultat ein halbwegs realistisches Zeitbudget für die Arbeit an deiner Promotion vor Augen hast, mit dem du arbeiten kannst.

5. Verschaffe dir einen Überblick über dein Zeitbudget für die Promotion

Lass uns mal zwei Beispielrechnungen anschauen, für die ich mit meinem ungefähren Zeitbedarf in den verschiedenen Bereichen gerechnet habe:

  1. Promotion mit 50% Stelle (Aufgaben der Stelle haben nichts mit der Promotion zu tun)


Wenn wir 2021 von 255 Werktagen ausgehen (Hessen), von denen wir nochmal 30 Urlaubstage abziehen, kommen wir auf 225 Tage, an denen du an deiner Promotion arbeitest. Wenn du die oben erechnete Arbeitszeit gleichmäßig auf alle Tage verteilst, arbeitest du pro Tag 2,26 Stunden an deiner Promotion. Zur Einordnung: Das entspricht in etwa einer 25% Stelle. Vielleicht erscheint dir dieses Zeitbudget für die Promotion sehr niedrig. Tatsächlich ist es jedoch ziemlich realistisch, wenn du die Selbstfürsorge in den anderen Lebensbereichen ernst nimmst.

2. Beispielrechung Vollzeit-Promotion (z. B. mit Stipendium):


Bei der Aufteilung des Zeitbudgets für die Promotion auf 225 Werktage bedeutet das, dass du jeden Tag 6h an deiner Promotion arbeiten kannst.

Wenn du momentan keine Partnerschaft hast oder du kein Zeitbudget für Hobby/Kreatives benötigst, erhöht sich natürlich das mögliche Zeitbudget für die Arbeit an deiner Promotion.

6. So kannst du dein Zeitbudget für die Promotion erhöhen

Natürlich kannst du dein Zeitbudget für die Promotion im Vergleich zu meinen Rechnungen nach oben schrauben, wenn das notwendig ist, z. B., weil du aufgrund des Auslaufens deines Stipendiums unter Zeitdruck bist. Wenn du für dich eine Berechnung wie oben erstellt hast, siehst du genau deine Einsparmöglichkeiten – aber auch die Zeitbudgets, an denen du auf keinen Fall sparen solltest.

Einsparmöglichkeiten, gerade wenn es temporär ist wie in der Endphase der Promotion, hast du z. B. bei

  • Haushalt: Bitte Partner:in, Mitbewohner:innen oder Familienangehörige, in dieser Zeit mehr zu übernehmen oder leiste dir eine Haushaltshilfe, wenn du kannst
  • Einkaufen und kochen: Bitte Partner:in, Mitbewohner:innen oder Familienangehörige, mehr zu übernehmen, bestelle den Großteil deiner Lebensmittel übers Internet (schließe z. B. ein Gemüsekisten-Abo ab) oder leiste dir eine Einkaufshilfe, wenn du kannst
  • Freundschaft: Beschränke deine freundschaftlichen Aktivitäten für eine begrenzte Zeit auf die allerwichtigsten Kontakte und setze hier Qualität (z. B. Anrufe) vor Quantität (z. B. lange Nachrichtenverläufe in Messengern)
  • Partnerschaft: Bespreche mit deiner:deinem Partner:in deine Prioritäten für die nächste Zeit und setzt auch hier die Qualität der Interaktionen (100% Präsenz füreinander) vor die Quantität der gemeinsam verbrachten Stunden.

Generell kannst du auch schauen, wo du vielleicht die Arbeit an der Promotion mit Zeit mit Freund:innen, Partnerin oder Familie verbinden kannst – wenn dein:e Partner:in oder Freund:innen auch an eigenen Projekten oder von zuhause aus arbeiten, könnt ihr euch zum (virtuellen) Coworken zusammentun.

Ich würde dir ans Herz legen, an folgenden Bereichen nicht zu sparen und dich für den Zeitaufwand in etwa an den Angaben in meinen Beispielrechnungen zu orientieren. Wenn du in diesen Bereichen nicht gut für dich sorgst, wird sich das nicht nur relativ schnell an deinem Energielevel bemerkbar machen wird, sondern du riskierst auch gesundheitliche Schäden (körperlich und psychisch):

  • Schlafen
  • Körper/Gesundheit
  • Ruhe/Meditation/Reflexion
  • Nichts tun

Bevor du allerdings anfängst, in anderen Bereichen Zeit zu sparen, schau doch erstmal, ob du bereits so produktiv wie möglich arbeitest – das heißt, die dir zur Verfügung stehende Zeit bestmöglich ausnutzt. Dazu schreibe ich demnächst einen Blogpost.

7. Was sind deine Meilensteine (Teilziele) für dieses Jahr für deine Dissertation und deine berufliche Zukunft?

Du hast nun also dein Zeitbudget für die Promotion im kommenden Jahr ermittelt und sichergestellt, dass du ausreichend Zeit für die anderen Lebensbereiche hast. Als nächstes nimmst du dir deinen Gesamtprojektplan vor und schaust, welche Teilziele (im Projektmanagement spricht man von „Meilensteinen“) sich daraus für das kommende Jahr ergeben, wenn du deine Arbeit wie geplant zum Zeitpunkt X fertig haben möchtest. Berücksichtige dabei auch schon feststehende Termine und damit verbundene Teilziele, wie die Vorstellung deines Arbeitsstands im Kolloquium.

Angenommen, du stehst am Anfang deiner Arbeit – dann könnten das mögliche Meilensteine sein (ich habe diese mal grob an meine eigene Promotion angelegt):

  • Recherchephase zu Forschungsstand abschließen
  • Kapitel zu Forschungsstand schreiben („Draft 0“: erster Entwurf)
  • Recherche zu Methode abschließen
  • Entscheidung für Methode
  • Kapitel zu Methode schreiben („Draft 0“: erster Entwurf)
  • Vortrag des Arbeitsstands im Kolloquium
  • Entscheidung für Romankorpus treffen
  • Finale Gliederung erstellen

Möglicherweise gibt es außerdem noch weitere wichtige Ziele, die in Zusammenhang mit der Promotion stehen, aber nicht direkt den Fortgang deines Projekts betreffen, wie der Besuch von Fachtagungen oder das Einreichen von Abstracts für Vorträge auf Konferenzen. Bevor du auch hierfür Ziele in deine Jahresplanung integrierst, stell dir die Frage, welche Priorität diese wissenschaftlichen Aktivitäten für dich haben.

Wenn du eine wissenschaftliche Karriere anstrebst oder dir dies zum jetzigen Zeitpunkt offen halten möchtest, sind sie sehr wichtig für dich und du solltest ihnen ein entsprechendes Zeitbudget widmen.

Mögliche Meilensteine im wissenschaftlichen Bereich könnten sein:

  • Bewerbung auf drei relevante „Calls for Papers“
  • Teilnahme an zwei Fachtagungen
  • Knüpfen und Pflege von fünf neuen fachlichen Kontakten
  • Finden einer:eines Mentor:in

Wenn du jetzt schon weißt, dass du nicht in der Wissenschaft bleiben möchtest, rate ich dir, wissenschafliche Aktivitäten außerhalb deiner Promotion nicht stark zu priorisieren und sie eher als „Nice to Have“ zu sehen. Stattdessen ist es für dich zielführender, einen Teil deines Zeitbudgets für die Promotion in die Vorbereitung deines Berufseinstiegs nach der Promotion zu investieren, dir also beispielsweise Zeit für die Teilnahme an Weiterbildungen, Nebentätigkeiten oder Praktika einzuplanen.

Mögliche Meilensteine für die Vorbereitung deines Berufseinstiegs nach der Promotion könnten sein:

  • Teilnahme an drei relevanten Weiterbildungen
  • Nebentätigkeit in einem relevanten Bereich für einen Zeitraum von sechs Monaten
  • Praktikum in einem relevanten Bereich für einen Zeitraum von zwei Monaten
  • Erweiterung des Netzwerks um fünf relevante Personen

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8. Festlegung der Zeitbudgets für die Erreichung der unterschiedlichen Meilensteine

Wenn du alle Meilensteine für das kommende Jahr aufgelistet hast, geht es auch hier um die Planung der Zeitbudgets zur Erreichung jedes Meilensteins. Das ist erfahrungsgemäß der schwierigste Teil – wir haben ja schon weiter oben darüber gesprochen, dass es in der Natur der Promotion als innovative wissenschaftliche Arbeit liegt, dass der Prozess komplex und zum Teil nicht berechenbar ist. Es geht also auch hier wieder nicht um Perfektion, sondern darum, halbwegs realistische Abschätzungen zu machen, die dann im Verlauf des Jahres im Rahmen deines agilen Projektmanagements immer wieder korrigiert werden.

Zur Abschätzung des Zeitbudgets ist es hilfreich, dir zu überlegen, welche Teilschritte und Aufgaben die Meilensteine, die du dir gesetzt hast, benötigen. Nehmen wir mal als einfaches Beispiel den Meilenstein „Teilnahme an drei relevanten Weiterbildungen“. Wenn du ganz am Anfang deines beruflichen Orientierungsprozesses stehst, könnten darunter z. B. folgende Teilziele und Aufgaben fallen:

  • Identifizierung von interessanten Berufsfeldern und Tätigkeiten
    • Kompetenzanalyse machen (15h)
      • Promovierte Karrierecoaches recherchieren, Erstgespräche ausmachen, Entscheidung treffen, Coaching machen, Ergebnisse festhalten
    • Recherche von Erfahrungsberichten zu verschiedenen Berufsfeldern und Tätigkeiten (12h)
      • Internetrecherche
      • Identifikation von interessanten Online-Medien (z. B. Femtastics, WiLa Bonn)
      • System zur Speicherung relevanter Infos entwickeln

Genauso kannst du beispielsweise den Schreibprozess eines Kapitels in Teilschritte aufteilen und für die unterschiedlichen Teilschritte Zeitbudgets vergeben. Das könnte z. B. so aussehen:

  • Festlegung der zu verwendenden Literatur (3h)
  • Festlegung des „roten Fadens“ (6h)
  • Gliederung des Kapitels (3h)
  • Schreiben der „Topic Sentences“ der einzelnen Absätze (3h)
  • Grobe Einsortierung der wichtigsten Zitate (3h)
  • Schreiben (15h)

An dieser Stelle möchte ich dich mit einem wichtigen „Gesetz“ des Zeitmanagements bekannt machen, dem „Parkinsonschen Gesetz“. Das besagt: “Work expands so as to fill the time available for its completion” („Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.“ )[2]. Dieses „Gesetz“ ist mit einem kleinen Augenzwinkern zu nehmen, ich finde den Gedanken aber für die Zeitplanung während der Prootion sehr hilfreich. Wenn dich die Hintergründe interessieren, kannst du im Economist und bei der link brandeins nachlesen.

Trotz der teilweise Unberechenbarkeit des wissenschaftlichen Arbeitens ist es wichtig, dir trotzdem Zeitpläne zu machen – denn es liegt auch in der Natur des wissenschaftlichen Arbeitens, dass man theoretisch sein ganzes Leben mit dem Ergründen einer Fragestellung verbringen könnte. Da deine Promotion aber ein Projekt ist, und Projekte durch einen Anfang und ein Ende gekennzeichnet sind, ist das Managen des dir zur Verfügung stehenden Zeitbudgets genauso wichtig wie die wissenschaftliche Sorgfalt. Es ist vermutlich die allergrößte Herausforderung beim Promovieren, das Verhältnis von beidem immer und immer wieder auszutarieren. Und dabei hilft dir unter anderem die Jahresplanung.

Konkret bedeutet das für das Festlegen der Zeitbudgets zum Erreichen deiner Meilensteine: Du planst sowohl Bottom-up (indem du schätzt, wie lange die Erledigung der Aufgaben zum Erreichen deiner Meilensteine dauert) wie auch Top-Down (Du schaust dir deinen Gesamtprojektplan an und berücksichtigst, wie viel Zeit du insgesamt noch für alles zur Verfügung hast). Für deine Jahresplanung findest du eine halbwegs realistische Mitte, falls beides weit auseinanderliegt.

9. Unbedingt mit einplanen: Zeitpuffer

Ein zweites wichtiges Gesetz, oder vielmehr eine Regel im Zeitmanagement ist: Plane etwa 20-30% der Zeit als Pufferzeit ein. So bist du auch für Unvorhergesehenes, wie Krankheit, zumindest ansatzweise gewappnet und kommst bei kleineren Verschiebungen nicht sofort unter Zeitdruck.

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10. Feinplanung von Meilensteinen für die Promotion und privaten Terminen

Nachdem du Zeitbudgets geschätzt und vergeben hast und damit herausgefunden hast, wann du im kommenden Jahr welche Meilensteine erreichen willst, ist noch ein Schritt zu tun, und zwar die Feinplanung. In diesem Schritt gleichst du deinen Zeitplan für die Promotion nochmal mit wichtigen persönlichen Terminen und damit verbundenen „Projekten“ ab, die in einem bestimmten Zeitraum zeitlich besonders berücksichtig werden müssen.

Gute Beispiele hierfür sind: Runde Geburtstage im Freundes- oder Familienkreis, Hochzeiten (deine eigene oder die von Freund:innen) oder ein Umzug. Solche Ereignisse erfordern es in der Regel, dass nicht nur Zeit für das eigentliche Ereignis eingeplant werden muss, sondern auch Zeit in die Vorbereitung gesteckt werden muss. Im Rahmen der Feinplanung schaust du, ob du aufgrund von wichtigen persönlichen Anlässen deine Meilensteine nochmal etwas hin- oder herschieben musst.

11. Formuliere SMARTE Teilziele auf Basis deiner Meilensteine

Vielleicht hast du schon mal gehört, dass man Ziele SMART formulieren sollte? Das Acronym steht für spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert. So eine Zielformulierung macht es wahrscheinlicher, dass du deine Ziele erreichst – und du vor allem auch überprüfen kannst, ob du sie erreicht hast. Jetzt, wo du genau weißt, wie lange du für die Erreichung deiner Meilensteine einplanen musst und welche Teilschritte involviert sind, kannst du sie nochmal als SMARTE Ziele für dich formulieren und dir z. B. gut sichtbar aufhängen.

Ein Beispiel hierfür: „Am 30.4.2021 habe ich den Draft 0 der Einleitung geschrieben“. Das Ziel ist spezifisch (du hast ja in Schritt 8 aufgedröselt, welche Teilschritte das für dich beinhaltet), messbar (du kannst überprüfen, ob „Einleitung-Draft-0.doc“ vorhanden und vollständig ist), attraktiv (du willst ja vorankommen), realistisch (3 Monate sind ein guter Zeitraum) und terminiert (du hast eine Deadline).

Formuliere Ziele außerdem im Präsens, nicht mit „Ich will“-Formulierungen. Das sind Absichtserklärung, keine Ziele :) Probier’s mal aus, merkst du den Unterschied?

12. Meilensteine und Termine in den Kalender eintragen (für die Promotion & privat)

Fast geschafft! Jetzt kannst du alle bereits feststehenden Termine und deine Meilensteine in deinen Kalender eintragen.

13. Termine für Projektcontrolling für deine Doktorarbeit einplanen

Fest solltest du bereits jetzt auch schon wöchentliche und monatliche Termine mit dir selbst zum Projektcontrolling der Promotion und der Feinplanung für den jeweils kommenden Monat bzw. die jeweils kommende Woche einplanen. So weißt du immer genau, wo du stehst, kannst deinen Jahresplan entsprechend anpassen oder von Monat zu Monat dein Zeitbudget für die Promotion im Rahmen der Möglichkeiten so variieren, dass du deine Ziele erreichst.

14. Monats- und Wochenplanung für deine Doktorarbeit ableiten

Jetzt, wo dein Jahresplan steht und du so eine gute Vorarbeit zum Herunterbrechen deiner Meilensteine in Teilziele und Aufgaben geleistet hast, ist es leicht für dich, jeweils für den kommenden Monat, die kommende Woche und jeden Tag zu planen. Du hast ja im Prinzip bereits dein „Aufgabenreservoir“ zu jedem Meilenstein erstellt, aus dem du dir jeweils die Aufgaben heraussuchen kannst, die sinnvoll als nächstes zutun sind.

Wenn du möchtest, kannst du dir zur Planung deiner Monate, Wochen und Tage meine Vorlagen dazu nutzen – ich schicke sie dir gern zu, wenn du dich für meinen Newsletter einträgst.

In meiner Online-Coworking-Community gibt es feste gemeinsame Termine für die Wochen- und Monatsplanung. Vielleicht hast du Lust, das auszuprobieren?

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15. Programmiere dein Promotions-Mindset und dein Unterbewusstsein auf Energie, Fokus und Zufriedenheit im neuen Jahr

Du kannst deine Jahresplanung durch das gezielte Schärfen deines Mindsets und Programmierung deines Unterbewusstseins mit effektiven Coaching-Tools wie dem Visionboard unterstützen. Les‘ dazu mehr in meinem Blogartikel zur Gestaltung des Jahreswechsels, wenn du möchtest.

BONUS: Praktische Planungstipps  – Tools, die dir bei der Jahresplanung und beim Projektmanagement für deine Doktorarbeit helfen

Wenn du wie ich ein visueller Typ bist, kann ich dir die Jahresplanung mit einem virtuellen Whiteboard wie Mural oder Miro empfehlen. Dort kannst dir deine Meilensteine, Teilziele und Aufgaben mit Text und virtuellen Post-Its visualisieren und z. B. auch zeitliche Abhängigkeiten visualisieren. Das tolle: du kannst alles ganz flexibel hin- und herschieben. Wenn du die Jahresplanung abgeschlossen hast, kannst du das Board in ein umwandeln „Kanban“-Board umwandeln (ein Konzept aus dem agilen Projektmanagement), mit dem du deine Monats- und Wochenplanung organisierst und auf dem du immer siehst, an welchen Aufgaben du aktuell arbeitest.

Du kannst dir natürlich auch einfach eine Excel-Tabelle mit unterschiedlichen Abschnitten für die verschiedenen Meilensteine anlegen, die du dann ebenfalls für das Controlling nutzt.

Wenn du digitale Tools für das Projektmanagement deiner Promotion suchst, kannst du dir z. B. mal Asana oder Monday anschauen.

Im angloamerikanischen Raum verbreitet sich unter Doktorand:innen seit einiger Zeit Notion als Planungs- und Organisationstool, ein Video dazu kannst du dir z. B. auf dem Youtube-Kanal der Yale-Doktorandin Kaelyn anschauen.

Alles Liebe,

Anna

Quellen:

[1] Petzold, Hilarion (Hg.). 1988. Methoden des therapeutischen Umgangs mit Symbolen und Symbolisierungsprozessen. Überlegungen zu Kernqualitäten des Menschenwesens [Vortrag auf dem 7. Deutschen Symposium für Kunsttherapie, 27.-30. November 1988]. Hückeswagen: Fritz Perls Akademie.

[2] Parkinson, Cyril Northcote. 1955. The Economist. Band 177, Nr. 5856, 19. November 1955, S. 635–637.